Zur Mobbingproblematik
Erst seit einigen Jahren wird demPhänomen Mobbing, dem Psychoterror am
Arbeitsplatz vermehrte Aufmerksamkeit geschenkt.
Die Tatsache, dass Menschen auf Grund verschiedenster Umstände aus
sozialen Gruppen mit mehr oder weniger brutalen Methoden hinausgedrängt werden,
dass ihr So-Sein und Da-Sein in Frage gestellt wird, existiert wahrscheinlich
schon solange wie es Menschen gibt. Mobbing ist mit Sicherheit keine Erfindung
der Neuzeit. Auch im Tierreich ist dieses Verhalten immer wieder zu beobachten.
Dass es aber etwas Eigenständiges geworden ist, dass es für sich zum
Thema und benannt wurde, ist jedoch erst seit einigen Jahren so.
Nach einer Untersuchung des Sozialwissenschaftlers Heinz Leymann läuft
"jede vierte Person Gefahr, zumindest einmal während ihres
Berufslebens ein halbes Jahr lang Mobbingopfer zu sein" (1993,
S.84). Die Folgen sind hierbei sowohl für das Individuum als auch für
den Betrieb gravierend.
Mobbing ist ein Geschehen, welches für die Betreffenden häufig sehr
dramatische Folgewirkungen in allen Bereichen ihres Lebens zeitigt, das sie
psychisch und physisch erkranken lässt, in schweren Fällen bis zur
(lang)dauernden Arbeitsunfähigkeit.
Gerade das wird aber von vielen
Nichtbetroffenen nicht verstanden. Von außen scheinen die Situationen oft nicht
so schlimm zu sein. "Warum wehrst du dich nicht? Ignorier das einfach! Sei
nicht so empfindlich! Das ist doch wirklich nicht so schlimm! Nimm das nicht
ernst!" lauten die gut gemeinten Ratschläge von Angehörigen, Freunden und
Bekannten. Aus ihrer Sicht würden sie es so und so machen. Und übersehen dabei völlig,
wie anders es ist, in solch einer Situation zu stecken, als sie von außen zu
kommentieren. Und es bleibt ihnen unerklärbar, warum sich ein Betroffener dann
plötzlich zu verändern beginnt, - "man kennt dich gar nicht wieder", allzu
leicht gerät man in den Ruf zu "spinnen", ein Sensibelchen, psychisch labil
oder einfach nur arbeitsunwillig zu sein, wenn ein Betroffener eines Tages
nicht mehr kann und der Arbeitsstelle fern bleibt.
Aber nicht nur Außenstehende auch die
Betroffenen selbst kämpfen sehr oft mit dem Unverständnis, über das was ihnen
widerfahren ist und warum sie darauf in einer auch für sie selbst oft nicht
verstehbaren Weise reagieren. Sie selber haben für ihr Handeln und ihre
Empfindungen kein Verständnis, sie werden sich selbst rätselhaft und fremd,
Selbstanklagen und Selbstwertverlust sind weit verbreitete
Begleiterscheinungen.
Die Betroffenen haben es schwer, wieder in
das Arbeitsleben zurückzufinden, da sie psychisch und physisch geschädigt sind.
Es kommt bei länger andauernden Mobbingverläufen zum posttraumatischen
Stresssyndrom, das eine längerfristige psychotherapeutische und/oder
psychiatrische Behandlung benötigt. Wenn der Prozess nicht frühzeitig (durch
Mobbingberatung) beendet wird, bedarf es einer enormen Regenerationszeit und
damit verbundenen hohen Rehabilitationskosten. Die Betroffenen geraten somit in
eine langfristige Arbeitslosigkeit, die zum dauerhaften Ausschluss aus dem
Arbeitsleben führen kann.
In vielen Fällen ist Unterstützung von
außen sinnvoll, um die Situation möglichst gut zu bewältigen. Auch die
Erfahrung mit seinem Problem nicht allein zu sein, kann eine wichtige
Entlastung darstellen und bei der Bewältigung des erlittenen Traumas
unterstützen. Gemeinsam gilt es, konstruktive Strategien und Möglichkeiten für
ein wieder als sinnvoll erlebtes Leben zu erarbeiten und in dem im Bedarfsfall
auch ein beruflicher Neubeginn erfolgreich bewältigt werden kann.