Fallbeispiele

 

1. Von Erna (53), Angestellte in einer kleinen Firma, wurde gefordert, in der Früh auf jeden Fall zum Chef ins Büro zu kommen und ihm einen guten Morgen zu wünschen. Wenn sie sich zufällig vorher in einem anderen Raum begegneten, wurde ihr Grüßen ignoriert und sie hatte trotzdem ins Büro zu kommen, obwohl das relativ weit entfernt lag und sie eine leichte Gehbehinderung hatte. Zusätzlich gab es einige andere Regeln, die weniger von Sinnhaftigkeit, sondern von reiner Willkür bestimmt waren, zum Beispiel eine für sie ergonomisch belastende Anbringung des Monitors, das Verbot das Telefon in ihrem Raum abzuheben, sie musste beim Läuten extra in einer danebenliegenden Raum laufen etc. Vernünftigen Argumenten war der Chef in keinster Weise zugetan. Sein Credo lautete: "Ich bin hier der Chef und egal was ich sage wird getan!" So wurden oft bewusst unsinnige Anweisungen gegeben, nur um dieses Credo zu unterstreichen. Anfangs ließ es sich die Frau noch gefallen, weil sie den Job behalten wollte und kam mit dem Chef leidlich aus. Kleine Versuche die Dinge anders zu machen, endeten allerdings sofort in Schreiorgien und massiven Beschimpfungen. Erst als die Arbeit ihr nicht nur zur psychischen sondern auch zur physischen Belastung wurde, begann sie, sich massiver zu wehren, schaltete sogar das Arbeitsinspektorrat ein, ohne Erfolg. Im Gegenteil, einen Gutteil ihrer Arbeitszeit musste sie sich Beschimpfungen anhören, für die sie täglich mehrmals extra ins Chefzimmer zitiert wurde. Auf ihren Hinweis, wenn er mit ihrer Arbeit nicht zufrieden sei, möge er sie kündigen oder zumindest einer einvernehmlichen Kündigung zustimmen ( sie wäre bei Selbstkündigung den ersten Monat sonst ohne finanzielle Mittel dagestanden), was für ihn kein Problem gewesen wäre, da sich noch kein Abfertigungsanspruch gebildet hatte, bekam sie nur zu hören, dass er nicht daran denke sie gehen zu lassen, wenn, dann möge sie selber diesen Schritt tun. Da ihr ein unmittelbares Gehen finanziell nicht möglich war, versuchte sie noch eine Zeitlang sich anzupassen, was ihr primär auch gelang. Die Beziehung blieb schwierig, beruhigte sich aber zunächst von seiner Seite. Sie selber, die diese Situation als sehr aufreibend und vor allem auch als physisch belastend empfand, war zunächst trotzdem froh, dass durch das Aufhören der Schreiereien und Beschimpfungen der psychische Druck etwas gelockert wurde, bezeichnete diese Zeit aber auch als Ruhe vor dem Sturm, ständig in ängstlicher Erwartung, was plötzlich Unberechenbares über sie hereinbrechen würde. Und sie hatte Recht. Kaum hatte sich die Situation etwas entspannt, begann eine neue Welle von Machtdemonstrationen, sinnlosester Wünsche, z.B. einen langwierigen Kopierauftrag zu geben und die Blätter dann vor ihren Augen zu zerreißen, eine Datenerfassung anzuordnen und die Datei dann demonstrativ zu löschen etc. An diesem Punkt reichte es der Klientin dann allerdings endgültig, sie ging in den Krankenstand und reichte von dort aus die Kündigung ein. Da sie auf mein Anraten ein Tagebuch über die Vorkommnisse geführt hatte, gelang es ihr dann auch beim Arbeitsmarktservice zu belegen, dass ihre Selbstkündigung zu Recht erfolgt war, da niemandem solche Bedingungen zugemutet werden können und sie konnte eine Sperre des Arbeitslosengeldes im ersten Monat verhindern.

 

 

2. Monika(43) wurden die Aufgaben einer Stellvertreterin des Vorgesetzten zugewiesen, die recht weit reichende Kompetenzen beinhalteten. Der Vorgesetzte weigerte sich allerdings, diese Vertretungsfunktion öffentlich zu machen, sodass aus Sicht der Kollegen ihre Stellung mit der der anderen auf einer Ebene lag. Auf der anderen Seite musste sie unangenehme Aufgaben zu Lasten der anderen Mitarbeiter wahrnehmen: Aufträge vergeben, zur Eile antrieben, Arbeitsgruppen zusammenstellen, Bewertungen vornehmen etc. Nachdem den Kollegen nicht vermittelt worden war, dass diese Dinge zu ihrem Aufgabenbereich gehören, war schon bald die Rede davon, dass sie sich Dinge herausnähme, die ihr nicht zustünden, dass sie glaube etwas Besseres zu sein, etc. Das Klima verschlechterte sich gewaltig, in der Abteilung kam das Gefühl auf, es der eingebildeten Kollegin zeigen zu müssen, sie auf ihren Platz zu verweisen. Erklärungen ihrerseits fruchteten nicht, es wurde ihr nicht geglaubt, da sich der Vorgesetzte weigerte, öffentlich Stellung zu nehmen. Als sie dann einen Teil der Aufgaben verweigerte, mit dem Hinweis für ihren Chef, dass sie diese erst dann wieder übernehmen würde, wenn er öffentlich ihre Position bestätigt hätte, begannen von seiner Seite ebenfalls Attacken, da sie sich seinen Befehlen widersetzte, das heißt nach einigen Monaten musste sie mit Psychoterror von allen Seiten leben. Erst durch die Beratung fand sie dann den Mut, sich an eine höher liegende Hierarchieebene zu wenden und ihr Dilemma vorzutragen. Zu ihrem Glück wurde ihr Problem verstanden, ihr Vorgesetzter auf Grund schon längerfristiger Planung in eine andere Position versetzt und mit ihrem neuen Vorgesetzten von Beginn an eine klare Aufgabenstellung, die eben auch die Vertretungsfunktion beinhaltete festgelegt und auch öffentlich gemacht. Das Klima mit den Kollegen ließ sich zwar nicht mehr auf den früheren freundschaftlichen Level bringen, durch ihre offizielle Funktion wurde sie aber soweit wieder anerkannt, dass sie ihre Arbeit ohne größere Probleme erledigen konnte.

 

 

3. Walter(43) arbeitet seit 13 Jahren mit einem etwas über ihm stehenden älteren Kollegen zusammen. Ein neuer Vorgesetzter der beiden beginnt den Jüngeren mit zusätzlichen Aufgaben zu betrauen, die zur vollsten Zufriedenheit erledigt werden. Eine kleine Gehaltserhöhung und weitere zusätzliche Aufgaben sind der Lohn, während der ältere Kollege weiter in seinem alten Tätigkeitsbereich bleibt. Mit zunehmender Aufgabenfülle beginnt sich das Klima zwischen den Kollegen zu verschlechtern, dem älteren kann man nichts mehr recht machen, im Lauf der Zeit beginnt er jede noch so kleinste Verfehlung beim Chef zu melden. Zusätzlich bricht er jegliche Kommunikation ab und verweigert wichtige Informationen, deren Fehlen den Jüngeren bei seinen Aufgaben in Verzug kommen lassen. Als er den Kollegen darauf zur Rede stellt und auch nach dem Grund für sein verändertes Verhalten fragt, eskaliert das Gespräch zu einem lautstarken Streit, in dem der ältere eine lange Liste von Vorwürfen und Anschuldigungen darlegt. So wirft er ihm vor, sich beim neuen Vorgesetzten Liebkind zu machen, um seine Position einnehmen zu können, sodass er gekündigt werden würde, weil er ja überflüssig sei. Der beschuldigte Kollege ist völlig überrascht, hat er doch nie an diese Möglichkeit gedacht, da er eine völlig andere Position im Unternehmen anstrebte. Der Versuch, das zu erklären, scheitert jedoch, da der andere für sich zu viele Anzeichen sieht, mit seiner Annahme richtig zu liegen, worauf sich das Mobbing noch verschärft, indem auch andere Abteilungen über die angebliche Unfähigkeit informiert werden. Der unmittelbar Vorgesetzte ist trotz Aufforderung allerdings nicht bereit, in die Situation einzugreifen, sein Ratschlag beschränkt sich darauf, dass die beiden doch in Ruhe miteinander reden sollten. Nach einem Jahr sieht der Jüngere keine Möglichkeit mehr, in Ruhe seine Arbeit erledigen zu können und lässt sich in eine andere, ihm weniger gelegene Position versetzen, um der Situation zu entkommen. Nachdem ihm diese jedoch nicht die gewünschte Arbeitszufriedenheit gewährleisten kann und er als Folge des Mobbings auch keine Chancen mehr sieht, seine ursprünglich angestrebte Position zu bekommen, kündigt er nach einem weiteren Jahr um in eine andere Firma zu wechseln.

 

 

4. Markus, ein 38jähriger Bauingenieur wird von einem ehemaligen Studienkollegen in seine Abteilung geholt. Auf Grund der freundschaftlichen Beziehungen ist das Klima zwischen Vorgesetztem und Untergebenen herzlicher als das der anderen Kollegen mit ihrem Chef. Vergünstigungen werden leichter gewährt, der Klient muss den Dienstweg über die Sekretärin nicht einhalten, die Tür des Freundes steht für ihn immer offen. Dies schürt den Unmut einiger Kollegen, die das Gefühl haben, länger dabei zu sein und trotzdem schlechter behandelt zu werden. Die Abteilung verfasst einen Brief an den Vorgesetzten, in dem Gleichbehandlung eingefordert wird. Der Vorgesetzte verneint die Ungleichbehandlung, gibt ihnen nur zu bedenken, dass es ja eine bekannte Tatsache sei, dass der Kollege ein Freund wäre, und dass es deshalb nur natürlich wäre, wenn der persönliche Umgang ein etwas anderer wäre, dass aber in Dingen die Arbeit betreffend alle gleich gestellt wären. Nachdem sich die Situation für das Team nicht in einer für sie erwarteten Weise ändert, beginnt heftiges Mobbing gegen den bevorzugten Kollegen. Es wird ihm ganz klar gesagt, dass für ihn kein Platz vorhanden sei, da man sich die ungleiche Behandlung nicht länger gefallen lassen wolle. Nachdem monatelang jeglicher Kontakt mit ihm vermieden wird, man sich ständig vor ihm über ihn lustig macht und ein Gespräch, was sich die anderen von ihm erwarten würden scheitert, lässt er sich in einer andere Abteilung versetzen.

 

 

5. Martha (30) ist Vorarbeiterin in einem großen Unternehmen und beaufsichtigt die dort tätigen Reinigungskräfte. Seit Jahren liegt sie mit dem Hausarbeiter Manfred (53) im Clinch, der sich formal gesehen in einer über ihr gelegenen Hierarchieebene befindet. Manfred fällt seit jeher durch seine sexistischen Witze und Belästigungen auf, er ist extrem frauenfeindlich, geht aber auch den männlichen Kollegen mit seiner Art auf die Nerven. Martha hat ihm schon vor langer Zeit klar gemacht, dass sie ihn als Kollegen akzeptiert und interessiert ist, mit ihm gut zusammen zu arbeiten, dass sie darüber hinaus aber nicht angesprochen werden will, solange das in der von ihm üblichen Art passiert. Diese Zurückweisung wird von Manfred nicht verkraftet, er bezeichnet seine Art als witzig und daher von den anderen zu akzeptieren. Manfred versucht nun mit allen Mitteln, Martha aus dem Unternehmen zu ekeln, indem er sie entweder anschreit oder sie ignoriert, sodass sie ihre Arbeit nicht erledigen kann. Wenn er sie zum Beispiel bei anderen Kollegen sucht, spricht er nur über sie als die "Depperte" oder andere vulgäre Bezeichnungen. Er erzählt Lügen über diverse Verhältnisse die sie angeblich mit Kollegen hat, spricht ständig bei der Geschäftsleitung vor, dass sie nichts taugt und man sie hinauswerfen soll. Da Martha aber eine sehr beliebte und fleißige Mitarbeiterin ist, fruchten die Versuche allesamt nichts. Jeder nimmt Martha in Schutz und versucht ihr zu helfen. Als er sie in Gegenwart seines Vorgesetzten beschimpft, begibt sich dieser zum Geschäftsführer um eine Abmahnung von Manfred zu erreichen. Von seinem Chef lässt sich Manfred auch nichts sagen, selbst der Hinweis, dass man ihn wegen unkorrekter Machenschaften anzeigen werde, wenn er sich nicht bessert, geht ins Leere. Einem ganzen Team gelingt es nicht, den Hausarbeiter zur Raison zu bringen. Lange wird Manfred von oberster Stelle geschützt, zwar missfallen auch den Inhabern die Machenschaften, aber sie sind ihm zu Dank verpflichtet, da er immer wieder außerdienstliche Aufträge für sie übernimmt. Im Gegenteil, je mehr Druck von Kollegen- und Vorgesetztenseite kommt, desto mehr steigern sich seine Attacken, sodass Martha, obwohl sie von vielen unterstützt wird, jeden Tag nur noch als weinendes Häufchen Elend nach Hause geht. Martha schaltet ihre Rechtsschutzversicherung ein und ein Anwalt droht Manfred mit einer Klage wegen sexueller Belästigung, Ehrenbeleidigung und Rufschädigung. Kollegen unterschreiben Martha ein Dokument, dass sie bereit sind, als Zeugen zu gehen. Der Geschäftsführer droht endlich mit fristloser Entlassung. In Manfreds Verhalten ändert sich nach wie vor nichts. Seine Rechtfertigung bleibt, dass Martha weg muss, weil sie so unfähig ist und er lehnt jegliche Diskussion darüber hinaus ab. Er würde lieber seine Existenz opfern, als Martha zu ertragen. Trotzdem geht die Geschichte für Manfred noch glimpflich aus, indem er an einen anderen Standort versetzt wird.

 

 

6. Eines der eindringlichsten Beispiele, die ich erlebt habe, war Therese, die wenige Jahre vor dem regulären Pensionsalter ihre Arbeit auf sehr abrupte Art und Weise verloren hatte. Man überreichte ihr einfach ohne Kommentar nach 25jähriger Firmenzugehörigkeit das Kündigungsschreiben. Zuerst sah es so aus, als ob ihre schlechte psychische Verfassung auf die massive Kränkung, bedingt durch die Art, wie es zu der Kündigung kam, zurück zu führen war. Sie hätte sich, wie sie immer wieder betonte, doch zumindest ein Gespräch gewünscht. Als Therese zu mir kam, hatte sie noch mehrere Monate Arbeit vor sich, da in ihrem Vertrag eine sechsmonatige Kündigungsfrist vorgesehen war. Das Interessante für mich war, dass sie einerseits verzweifelt um den Job kämpfte, indem sie den Betriebsrat und das Arbeitsgericht einschalten wollte, um die Kündigung aufzuheben. Auf der anderen Seite war sie seit dem Tag der Kündigung im Krankenstand und wehrte sich mit Händen und Füßen, wieder jemals in die Firma gehen zu müssen. Also ein Fall sehr widersprüchlicher Signale.

Klar wurden mir ihre wahren Beweggründe erst, nachdem ich sie fragte, was sie denn in Zukunft mit ihrer Zeit anfangen könnte. Finanziell war sie bestens abgesichert, die Möglichkeit zum vorzeitigen Pensionsantritt gegeben, es lag also kein Grund vor eine nichtadäquate Arbeit anzunehmen. Sie sagte darauf: " Solange ich im Krankenstand bin geht es ja noch, aber dann im Frühjahr, wenn ich draußen bin..." und sie begann hemmungslos zu schluchzen.

Es stellte sich dann heraus, dass sie auf Grund ihrer Erziehung und ihres bisherigen Lebens eine Haltung angenommen hatte, die da hieß - nur wer arbeitet ist etwas wert. Wer seinen Vergnügungen nachgeht, ist ein Nichtsnutz, ein Schmarotzer, wertlos. Sie hat das so hart formuliert, dass es mich eigentlich geschaudert hat und sie hat diese unmenschliche Haltung auch sich selbst gegenüber angewandt. Wenn sie nun keinen Job mehr hat, gehört sie zu jenen in der Gesellschaft, die sie bis jetzt so verachtet hat.

Welchen Sinn könnte es in ihrem Leben jetzt überhaupt noch geben? Hobbys waren rar, Freizeitinteressen nur schwach ausgeprägt. Ins Theater gehen schon, aber einerseits weil es halt zum gesellschaftlichen Leben dazugehört, andererseits ausschließlich als Belohnung nach einem Arbeitstag, nicht weil Theater einfach nur schön sein kann.

Ich habe dann begonnen, mit ihr zu schauen, welche Möglichkeiten, welche Aufgaben es für sie in Zukunft geben könnte, was ihr Leben wertvoll machen könnte. Unter anderem erwähnte ich, dass es ja auch die Möglichkeit ehrenamtlicher Arbeit gäbe. Als sie das hörte, ging plötzlich eine starke Veränderung in ihrer Mimik vor. Ihr Gesicht, eben noch vom Weinen zerdrückt, glättete sich und sie sagte: "Das ist es, an das habe ich ja noch gar nicht gedacht, wieso ist mir das nicht schon früher eingefallen!" Wir haben uns dann die diversen Möglichkeiten angeschaut, was sich machen könnte, nicht nur weil sie muss, um kein Schmarotzer zu sein, sondern weil sie die Möglichkeit hat, sich etwas zu suchen, das sie auch wirklich will, das zu ihr passt, wo sie sich nicht überfordert. Auch war sie ab diesem Zeitpunkt bereit, sich ihren anderen Interessen zu widmen, sich neue Hobbys zu suchen, Dinge auch nur um ihrer selbst willen zu tun und zu genießen. Es war auch gar nicht mehr wesentlich und in ihrer Intention irgendwo Vollzeit zu arbeiten. Wichtig war nur, es gibt etwas, das sie tun kann, weil es ihr Freude bereitet und sie ihren hohen Ansprüchen genüge tun kann, gleichzeitig kann sie es sich nun leisten auch ihrem Eigenen nachzugehen und damit nicht mehr unter soviel selbstausgeübtem Druck zu stehen.

 

 

7. Nathalie (46) arbeitete in einem medizinischen Institut. Sie war von einer Kollegin seit zwei Monaten sehr stark bedrängt worden, auch der Chef hatte sich nicht auf ihre Seite gestellt. Nachdem das Jahr dazu aus privaten Gründen ein sehr schwieriges war, erlitt sie bereits nach dieser Zeit einen Zusammenbruch und wurde von einer ärztin mit schweren Depressionen für vier Wochen krankgeschrieben. Der Chef rief sie darauf hin zu Hause an und drohte ihr indirekt mit dem Hinauswurf, wenn sie solange zu Hause bliebe. Für sie stellte sich die Frage, was sie nun tun solle. Sofort hingehen und erneut zusammenbrechen um dann sicher gekündigt zu werden oder wenigstens solange zu Hause zu bleiben, bis sie sich ein wenig stabilisiert hätte. Wir haben dann analysiert, dass in beiden Fällen das Risiko des Hinauswurfs stand, vor allem da es durchaus möglich war, dass dieser sowieso schon beschlossene Sache war, da sie glaubte, schon seit längerem Signale in dieser Richtung bekommen zu haben. Im ersten Fall hätte sie dadurch aber noch zusätzlich gesundheitlichen Schaden erlitten, und einen weiteren Krankenstand hätte die Leitung sicher nicht toleriert. Im zweiten Fall bestand wenigstens die geringe Chance, dass wenn es doch nicht fix war und sie wieder erholt ihren Dienst antrat, sie den Chef möglicherweise noch überzeugen konnte, eine fähige Mitarbeiterin zu sein, vor allem weil sie psychisch gefestigt, wieder ein anderes Auftreten hätte. Dieses Bewusstwerden der Möglichkeiten und deren Implikationen stellten für sie eine starke Entlastung dar, sodass sie bereits nach zwei Wochen in einer psychisch gestärkten Verfassung wieder den Dienst antreten und sich erfolgreich gegen die Attacken der Kollegin zu Wehr setzen konnte.

 

 
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